Automobilsalon

Bern, 05.03.2015 - Rede von Bundesrätin Doris Leuthard, Genf, 5. März 2015

Sehr geehrter Herr Regierungspräsident

Sehr geehrter Herr Präsident des Automobilsalons

Sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der eidgenössischen, kantonalen und kommunalen Behörden

Meine Damen und Herren

Es ist mir eine Ehre, nach 2010 wiederum den Automobilsalon eröffnen zu dürfen - in Genf, der Stadt, die für die Autobegeisterten dieser Welt in den nächsten Tagen zu einem Must wird.

Und ich freue mich, hier zu sein, weil die Automobilbranche in den letzten Jahren die Herausforderungen angepackt und eine enorme Innovationskraft entwickelt hat - zum Wohle der Umwelt und der Sicherheit.

Zuerst zur Umwelt:

- Moderne Autos verbrauchen immer weniger Treibstoff: Seit 1996 ging der Verbrauch von 9 auf 6,2 Liter pro 100 Kilometer zurück. Das freut die Autofahrer - und schont das Klima! Und mit den rekordtiefen Ölpreisen ist Treibstoff günstig, auch das freut das Portemonnaie, auch wenn man nicht weiss, wie lange das anhalten wird.

- Was früher als Utopie belächelt wurde, ist heute Realität - dank technischem Fortschritt, Innovationskraft und strengen, aber realistischen Abgasnormen. (Einst wurden noch Inserate gesperrt, wenn eine Zeitung für umweltfreundliche Abgasnormen einstand.) Es ist für die Hersteller selbstverständlich geworden, sparsame Modelle anzubieten - wir sehen es hier in der Ausstellung.

- Die technische Entwicklung geht zudem weiter. Ab 2020 werden neue Autos mit einem Verbrauch von 4,1 Liter im Verkehr sein. (Viele der ausgestellten Fahrzeuge erfüllen die künftigen CO2-Werte der EU schon. Ich danke dem Autosalon dafür, dass er mit Unterstützung des Bundesamts für Energie auf die klimafreundlichen Fahrzeuge verweist.)

- Die Industrie hat die Zeichen der Zeit erkannt:

  • Natürlich zählen beim Auto Leistung, Komfort und Design.
  • Natürlich ist das Auto für manche mehr als ein Fortbewegungsmittel. Es ist auch ein Liebhaberobjekt, etwas Individuelles; mitunter mit einem Hauch von Glamour.

Aber: Effizienz und Umweltfreundlichkeit sind ebenso wichtige Verkaufsargumente geworden. Und wie wir sehen, lassen sich Ästhetik und Effizienz wunderbar kombinieren.

Zudem hat die Autoindustrie in den letzten Jahren beachtliche Anstrengungen unternommen, um ihre Fahrzeuge sicherer zu machen. Die getroffenen technischen Massnahmen tragen - zusammen mit Via Sicura - dazu bei, dass immer weniger Menschen bei Verkehrsunfällen sterben.

Ich bin froh, eine solch kreative Branche als Ansprechpartnerin für die künftigen Herausforderungen zu haben. Wie in den meisten Ländern nimmt die Mobilität auch bei uns zu. Wie wir sie bewältigen, darauf muss die Politik eine Antwort finden, denn wir können diese Entwicklung nicht aufhalten - aber gewiss in intelligente Bahnen lenken:

- Wir werden weiter in die erhöhten Kapazitäten der Strasse investieren. Das kann aber nur gezielt und nicht flächendeckend erfolgen. Denn dazu fehlt uns der Platz.

- Wichtig ist daher, die Infrastruktur intelligent zu nutzen.

Dazu stehen uns verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:

- Wir können smarte Technologien anwenden, um die täglichen Spitzenzeiten besser zu bewältigen: Staumeldungen erhalten wir auf dem Smartphone, Echtzeitinformationen helfen, den schnellsten Weg zu finden.

Spitzenzeiten sind kein Naturgesetz. Wenn wir unseren Arbeitsalltag flexibler gestalten, können wir den Verkehr besser verteilen und die bestehende Infrastruktur besser nutzen - auf Strasse wie auf Schiene. Dafür zähle ich auf die Unterstützung der Arbeitgeber, aber auch der Schulen, Universitäten etc. Wenn sie Hand bieten zu kreativen Arbeitszeitmodellen, dann ist es den Arbeitnehmern möglich, flexibler oder nicht täglich zur Arbeit zu gelangen.

Verkehrsspitzen können wir auch mit Mobility Pricing glätten. Der Bundesrat hat mein Departement deshalb beauftragt, einen Konzeptbericht zu erarbeiten. Wir werden die Auslegeordnung dazu demnächst in die Anhörung geben.

Soviel sei schon gesagt: Mit Mobility Pricing soll nicht mehr, sondern anders für Mobilität bezahlt werden. Mobility Pricing muss für die Benutzer zudem einfach, transparent und erschwinglich sein.

Immer mehr ein Thema wird zudem smart drive. Dass man nicht mehr mit den Händen am Steuer ein Auto lenken muss, ist technisch möglich - einzelne Hersteller haben es mit ihren computergesteuerten Prototypen bewiesen. Noch fehlen uns aber die Erfahrungen aus der realen Welt. Es müssen Fragen der Sicherheit, der Haftung und der Verkehrsregeln geklärt werden. Was in den USA demonstriert wurde, sollte doch auch in Europa möglich sein. Warum also nicht eine Teststrecke einrichten - etwa zwischen Hamburg und Mailand oder zwischen Genf und München? Eine Strecke also, die mehrere Länder sowie verschiedene Mentalitäten und Topographien umfasst. Ein solcher Versuch würde mehr Rückschlüsse erlauben als ein Versuch „im Labor".

Meine Damen und Herren, ich erlebe heute eine bewegliche, eine innovative, eine vorwärts schauende Branche. Ich bin überzeugt: Diese Beweglichkeit werden Sie auch an den Tag legen, wenn es um die nächsten verkehrspolitischen Pflöcke geht:

- Helfen Sie mit bei der künftigen Finanzierung der Nationalstrassen und des Agglomerationsverkehrs!

- Mit dem NAF will der Bundesrat einen Fonds für die Strasse schaffen. Wie der Bahninfrastrukturfonds soll er in der Verfassung verankert werden, unbefristet gelten und mit zweckgebundenen Einnahmen geäufnet werden. Dies erlaubt gegenüber heute eine einfachere, transparentere Abwicklung der Strassenfinanzierung - mit klar planbaren Ausbauschritten.

- Ich weiss: Die Milchkuh-Initiative ist verlockend. Die Milch wird aber nur von einem Topf in den anderen geliefert. Es hat nicht mehr. Man hätte auch keinen Fonds und keine Architektur und würde viel Zeit verlieren.

Unser modernes Verkehrsnetz ist ein Trumpf der Schweiz. Es trägt dazu bei, dass unser Land bei der Wettbewerbsfähigkeit stets exzellent abschneidet. Damit dies so bleibt, braucht es zusätzliche Investitionen. Investitionen aber nicht nur in Beton, sondern immer mehr auch in brain und bytes!

Ich bin mir gewiss: Die Automobil-Branche unterstützt uns auf diesem Weg hin zu einer umweltfreundlichen, sicheren und intelligenten Mobilität. Dafür danke ich Ihnen.


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