AlpinSolar-Anlage: Start Stromproduktion

Bern, 08.10.2021 - Rede von Bundesrätin Simonetta Sommaruga anlässlich der Eröffnung der Solaranlage AlpinSolar, Linthal

(Es gilt das gesprochene Wort.)

Geschätzte Vertreterinnen und Vertreter des Kantons und der Gemeinde
Geschätzte Anwesende
Liebe Damen und Herren

Ich bin, wie Sie wissen, kein Kind der Berge. Ich bin im Kanton Aargau aufgewachsen, im Mittelland – dort, wo der Nebel manchmal wochenlang über der Reuss liegt. Deshalb hat es mich schon immer in die Berge gezogen, auf die Rigi, den Pilatus, ins Berner Oberland – an die Sonne. Hier – in dieser Gegend – bin ich zum ersten Mal. Umso mehr habe ich mich gefreut, hierher zu kommen.

Heute geht es allerdings nicht nur um die alpine Umgebung. Heute geht es um ein Projekt, das gleich in mehrerlei Hinsicht «zukunftsweisend» ist.

Zukunftsweisend,
• weil hier vor allem für jene Jahreszeit Strom produziert wird, in welcher wir in Zukunft noch verstärkt einheimischen Strom brauchen,
• weil sich hier mit Axpo, IWB und Denner mehrere Partner zusammengetan haben, die dieses Projekt überhaupt erst ermöglicht haben,
• weil damit aufgezeigt wird, dass die Versorgungssicherheit mit Strom in unserem Land definitiv auf der Agenda angekommen ist – und zwar weit oben.

In den letzten zehn Jahren wurde viel zu wenig in die Stromproduktion für unser Land investiert. Man hat vor allem auf den Import gesetzt. Wir können uns aber nicht darauf verlassen. Wir brauchen rasch mehr einheimischen Strom.

Die neue alpine Solaranlage zeugt vom Willen, in der Schweiz in den Ausbau der erneuerbaren Energien zu investieren – und damit unsere Versorgungssicherheit zu stärken.  

Ich gratuliere allen Beteiligten, dass Sie sich auf dieses Projekt eingelassen und es dann auch realisiert haben. Ich weiss, dass es da einige Hürden zu überwinden gab.

Das Projekt Alpinsolar macht deutlich, dass wir in unserem Land in Zukunft mehr Strom produzieren müssen. Der Strom soll aus erneuerbaren Energien stammen – und die Produktion soll vor allem auch im Winter erfolgen. All dies erfüllt das Projekt Alpinsolar.

Nun höre ich die Stimmen, die sagen, dass wir die Winterlücke mit solchen Projekten allein nicht füllen können. Ja, das stimmt. Aber ist das ein Grund, nicht damit zu beginnen – und die Hände in den Schoss zu legen?

Ich höre auch die Stimmen, die sagen, dass solche Anlagen nicht rentabel seien, und man deshalb nicht davon ausgehen könne, dass es weitere Investitionen in solche Anlagen gebe.

Meine Damen und Herren
 
Seit wann investieren wir nur in die Sicherheit, wenn etwas rentabel ist? Sicherheit kostet – das ist keine neue Erkenntnis. Die Sicherheit, dass wir auch in Zukunft genügend Strom haben in unserem Land, ist nicht gratis zu haben.

Beim Projekt Alpinsolar haben sich Investoren und Abnehmer zusammengefunden. Sie wollen einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten.

Das ist wichtig – und es wird in Zukunft noch viel mehr Produzenten und Abnehmer brauchen, die ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten: Kantone, Gemeinden und Städte als Besitzer der Stromunternehmen zusammen mit der Privatwirtschaft – genau so, wie das auch bei diesem Projekt Alpinsolar der Fall ist.

Aufgabe der Bundespolitik ist es, die Rahmenbedingungen so festzulegen, dass Investoren Planungs- und Investitionssicherheit haben. Und da ist zurzeit einiges im Gange.

Vor genau einer Woche haben die Eidgenössischen Räte die Revision des Energiegesetzes verabschiedet, das ich dem Bundesrat vor zwei Jahren vorgelegt habe. Das Tempo ist erfreulich. Diese Revision regelt das Fördersystem für die erneuerbaren Energien bis ins Jahr 2030. Mit Investitionsbeiträgen, mit Ausschreibungen für grosse PV-Anlagen, mit weiteren Beiträgen auch für die bestehende Wasserkraft. In seltener Einmütigkeit hat das Parlament damit aufgezeigt, dass es die Pläne des Bundesrates unterstützt und die erneuerbaren Energien auch weiterhin mit Förderbeiträgen unterstützen will. Dieses Energiegesetz ist der erste Teil einer grossen Gesetzesrevision – dem Mantelerlass –, die der BR im letzten Juni dem Parlament unterbreitet hat. Nun werden die Räte noch den zweiten Teil beraten, der nebst einer strategischen Energiereserve auch einen Winterzuschlag vorsieht. Sie sehen, das Thema Versorgungssicherheit ist in der Politik definitiv angekommen.

Was bleibt jetzt zu tun?

Es ist uns allen klar, dass die finanziellen Mittel allein noch nicht genügen, um den Zubau an erneuerbaren Energien in unserem Land rasch voranzubringen. Aber die finanziellen Mittel sind wichtig. Und wichtig ist auch, dass in der Stromwirtschaft - und damit auch bei den Besitzern der Werke – das Bewusstsein wächst, dass bei den Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit auch die Sicherheit miteinberechnet werden muss. Sicherheit kostet - und in die Sicherheit zu investieren, lohnt sich.

Auch um vorwärts zu machen beim Ausbau der erneuerbaren Energien habe ich vor gut einem Jahr den «Runden Tisch Wasserkraft» ins Leben gerufen. Damit soll die Kooperation zwischen den unterschiedlichen Interessen von Schutz und Nutzen verstärkt werden. Niemand bestreitet, dass es gerade beim Ausbau der Wasserkraft Interessenskonflikte gibt. Aber im Interesse der Versorgungssicherheit sind auch hier alle gefordert, ihren Beitrag zu leisten und einen Schritt aufeinander zu zu machen.

Meine Damen und Herren

Sie haben es gemerkt: Das Thema, die Versorgungssicherheit, hat für mich oberste Priorität. Wenn wir in dieser Pandemie nämlich etwas gemerkt haben, dann: wie verletzlich wir sind – als Gesellschaft, als Individuen, als Wirtschaft.

Für das Funktionieren unseres Landes gehört der Strom zu den elementarsten Versorgungsmitteln. Und der Strom spielt ausserdem für eine glaubwürdige Klimapolitik DIE zentrale Rolle.

Wenn wir in der Klimapolitik vorwärts machen wollen, wenn wir die Dekarbonisierung vorantreiben,
aus Kohle, Öl und Gas aussteigen, dann müssen wir der Bevölkerung und den Unternehmen sagen können, woher der Strom kommt.

Das tun wir,
• indem wir investieren,
• indem wir aufzeigen, was in unserem Land alles möglich ist,
• indem wir aufzeigen, dass es in unserem Land den politischen Willen und die Wirtschaftskraft gibt, um die notwendigen Investitionen zu tätigen.

In diesem Sinne macht das Projekt Alpinsolar Mut, es macht Freude - und es macht Lust auf mehr.
Ich danke Ihnen im Namen des Bundesrates für Ihr Engagement!


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