Jubiläumsfeier «50 Jahre Frauenstimm- und -wahlrecht Kanton Bern»

Bern, 15.12.2021 - Grussbotschaft von Bundesrätin Simonetta Sommaruga, 15.12.2021

Es gilt das gesprochene Wort 

Liebe Anwesende hier im Rathaus

Liebe Gäste im Livestream

Ich war in meinem Leben nicht sehr oft in dieser Wandelhalle, denn ich war im Kanton Bern zuerst auf kommunaler, dann auf nationaler Ebene politisch tätig.

Umso mehr freut es mich, dass ich heute zusammen mit Ihnen jene Frauen würdigen darf, die in all diesen letzten Jahrzehnten dazu beigetragen haben, dass Frauen und Männer auch im Kanton Bern die gleichen Chancen haben.

Wie gross dieses Engagement war, aber auch wie viel es gebraucht hat, bis die Frauen in unserem Land als vollwertige Bürgerinnen mit Stimm- und Wahlrecht ausgestattet wurden, habe ich an der Hommage21 eindrücklich gesehen.

Unvergessen der Abend auf dem Bundesplatz. Es wehte ein eisiger Wind. Über die Mauern von Bundeshaus, Nationalbank und Kantonalbank strömten Bilder von Frauen, Tausende von Frauen, die sich engagiert haben, die Rückschläge erlitten, die verspottet und ausgegrenzt wurden, weil sie sich für das Frauenstimmrecht einsetzten. Auch Männer wurden ausgelacht, weil sie sich für die Rechte der Frauen engagierten.

Dieser Bilderreigen, diese Geschichten der Frauen haben mich erschüttert – und gleichzeitig gestärkt.

Es lohnt sich, habe ich mir an jenem Abend erneut gesagt: Es lohnt sich, für die Gleichstellung von Frau und Mann zu kämpfen, es lohnt sich, sich dafür zu exponieren, hinzustehen und zu sagen, was Sache ist.

Sache ist zum Beispiel

  • Dass Frauen immer noch weniger verdienen als Männer, nur weil sie eine Frau sind. Das beginnt übrigens schon beim Sackgeld: Mädchen bekommen 11 Prozent weniger – das im Jahr 2021.
  • In der Kita ruft man auch heute noch meistens die Mutter an, wenn das Kind krank ist.
  • Und die betagten Eltern zählen vor allem auf die Tochter, wenn sie Hilfe brauchen. Oder auf die Schwiegertochter.

Wir sind immer noch nicht dort, wo wir sein sollten.

Darum bin ich froh um Jubiläen wie heute. Wir können uns Zeit nehmen, Bilanz zu ziehen.

Zurückzuschauen. Diejenigen Frauen zu würdigen, die in den 50-er und 60-er Jahren für das Frauenstimmrecht gekämpft haben. Uns ein Vorbild zu nehmen an ihrer unglaublichen Kraft, ihrem Mut, sich zu exponieren.

Wir würdigen die ersten zehn Berner Grossrätinnen und wir würdigen die erste Regierungsrätin im Kanton Bern, Leni Robert. Sie hat mich immer tief beeindruckt. Leni Robert hat sich exponiert, sie ist hin gestanden und hat die Dinge auf den Punkt gebracht – und zwar auch dann, wenn sie nicht sicher sein konnte, dass sie gewinnt.

Heute schauen wir aber auch nach vorne und fragen uns: Was fehlt, damit Frauen und Männer endlich tatsächlich die gleichen Chancen haben – gerade in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie? Was braucht es noch?

Für mich ist die Antwort klar. Die Gesellschaft kann sich nur bewegen, wenn sich die Arbeitswelt verändert. Wir brauchen Firmen, Arbeitgeberinnen und Chefs, die endlich zur Kenntnis nehmen, dass Kinder das Leben von Frauen und Männern grundlegend verändern. Nur wenn sich diese Veränderung auch in der Arbeitswelt abbildet, ist Chancengleichheit möglich.

Das heisst: Es braucht Teilzeitarbeit für Frauen und Männer, für Mütter und Väter – und zwar auch in Kaderjobs. Das Signal muss von ganz oben kommen.

Ich wünsche mir, dass wir den Schwung dieses Jubiläumsjahres nutzen und die Schweiz, den Kanton Bern weiterbewegen in Richtung Chancengleichheit für alle.

Es gibt noch viel zu tun – und wir möchten nicht noch einmal 50 Jahre warten müssen.


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