Lebensmittel sind Mittel zum Leben

Bern, 12.05.2022 - Unterzeichnung Branchenvereinbarung Foodwaste, Grusswort Bundesrätin Simonetta Sommaruga, 12. Mai 2022

Es gilt das gesprochene Wort

 

Sehr geehrte Geschäftsleitungsmitglieder

Sehr geehrte Präsidenten der Wirtschaftsverbände

Geschätzte Medienschaffende

Vor gut einem Monat hat der Bundesrat den Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung verabschiedet. Er hat sich damit das Ziel gesetzt, die vermeidbaren Lebensmittelverluste bis 2030 zu halbieren, so wie das auch weltweit mit der Agenda 2030 der UNO angestrebt wird.

Wir wollen dieses ambitionierte Ziel mit gemeinsamer Kraft erreichen. Es freut mich sehr, Sie dazu hier begrüssen zu dürfen.

Jede Person in unserem Land verschwendet jedes Jahr 330 Kilo Lebensmittel; und zwar Lebensmittel, bei denen man eine Verschwendung hätte vermeiden können.

En Suisse, nous générons 330 kg de pertes alimentaires évitables par habitant. Au total, cela équivaut à 2,8 millions de tonnes d’aliments qui sont jetés inutilement - chaque année !

Diese 2,8 Millionen Tonnen Fleisch, Karotten, Joghurt, Käse, Fisch oder auch Brot landen statt im Magen im Müll, in der Biogasanlage oder im Futtertrog.

Würde man diese Lebensmittel in Lastwagen verladen, ergäbe das eine Lastwagenkolonne, die von Bern bis Malaga reicht.

Wenn wir uns dazu noch vorstellen

-       Wie viele Hektoliter Wasser eingesetzt wurden, um diese Lebensmittel herzustellen

-       Wieviel Schaden der Biodiversität zugefügt wurde, wieviel Land verbraucht wurde.

-       Wieviel Schweiss eine Bäuerin beim Pflanzen und Ernten oder ein Lastwagenfahrer beim Verladen vergossen hat.

-       Und ja, wieviel wertvolle Energie eingesetzt wurde um etwas herzustellen, zu transportieren, zu lagern und zu verarbeiten, das dann nicht gegessen wird – dann wird einem richtig schlecht.

Die Herstellung unserer Nahrungsmittel belastet unsere Umwelt und das Klima. Ein Viertel dieser Belastung ist auf vermeidbare Lebensmittelverluste zurückzuführen. Halbieren wir wie geplant unseren «Food Waste» bis 2030, dann können wir die negativen Auswirkungen unseres Ernährungssystems um immerhin 10-15 Prozent reduzieren. 

Warum werden überhaupt so viele Lebensmittel verschwendet statt verwendet, fragt man sich.

Geniessbare Lebensmittel gehen verloren, weil sie zu lange gelagert wurden, weil einfach zu viel davon produziert oder gekauft wurde, weil die Regale immer voll sind, weil wir zwar gerne ab und zu ein Filet geniessen, den grössten Teil der geschlachteten Tiere aber lieber nicht essen. Es wird auch viel mehr weisses Brot angeboten und gekauft als Vollkornbrot, bei dem das ganze Getreidekorn verwendet wird – und das erst noch viel gesünder wäre.

Meine Damen und Herren

Wir beginnen nicht bei Null. Es läuft schon einiges, aber nicht genug. Das zeigt unsere Analyse.

  • Bei Unternehmen ist das Thema noch nicht durchgehend strategisch verankert.
  • Und es werden zwar Lebensmittel gespendet, aber das Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft.
  • Auch die Abfälle in den Haushalten können noch deutlich reduziert werden.

Nach der heutigen Unterzeichnung geht die Arbeit weiter: Die unterzeichnenden Branchen werden zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt klare Messkriterien für die vermeidbaren Lebensmittelverluste definieren und jährlich darüber Bericht erstatten. Welche konkreten Massnahmen uns am schnellsten und am besten zum Ziel bringen, wissen Sie am besten.

Je nach Branche und je nach Unternehmen wird es beispielsweise darum gehen,

  • Verpackungen zu optimieren, um die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu verlängern,
  • Die Menüplanung in Restaurants noch mehr zu optimieren,
  • das Angebot und die Verarbeitung von Lebensmitteln verstärkt nach Saison und dem Ernteumfang auszurichten
  • Oder es wird auch darum gehen, bei der Innovation eines mit einzubeziehen: Dass bei der Herstellung von Lebensmitteln hochwertige Nebenprodukte anfallen, die verwendet werden können.

Es gibt aber auch Massnahmen, die in allen Branchen wichtig sind. Sie werden Ihre Mitarbeiterinnen und die Konsumenten noch stärker sensibilisieren und Ihnen Ideen geben, wie sie Lebensmittelverluste reduzieren können.

Der Bund übernimmt beim Monitoring die Koordination und stellt sicher, dass 2025 und 2031 Bilanz gezogen wird und leitet in einer zweiten Phase nötigenfalls zusätzliche Massnahmen ein.

Und der Bund handelt auch selber. Bei der öffentlichen Beschaffung werden Lebensmittelverluste künftig konsequent angegangen und vermieden. Und wir unterstützen die Kantone und Gemeinden darin, dies ebenfalls zu tun.

Der Bundesrat wird im Sinne des Parlaments auch die Rahmenbedingungen für Lebensmittelspenden und die Deklaration der Haltbarkeit verbessern. Er tut dies in Abstimmung mit der EU.

Wichtig ist, dass die Bevölkerung auch mehr weiss über Food Waste und was dagegen getan werden kann. Bei der Aus- und Weiterbildung wird die Zusammenarbeit mit den Verbänden zentral sein. Es freut mich deshalb, dass auch mehrere wichtige Verbände aus der Lebensmittelwirtschaft heute dabei sind.

Geschätzte Anwesende

Wir unterzeichnen nun eine «branchenübergreifende Vereinbarung». Sie schafft einen wichtigen Rahmen. Je grösser der Kreis, desto grösser ist natürlich die Wirkung. Darum begrüssen wir es, wenn sich künftig weitere Unternehmen und Verbände anschliessen und es eine noch breitere Vereinbarung für möglichst viele wird.

Wenn wir etwas gelernt haben in den letzten Wochen und Jahren dann eines: Wir müssen sorgsam mit unseren Ressourcen umgehen. Das gilt für die Energie, das gilt auch für die Lebensmittel. Wenn wir Sorge tragen zu unseren Ressourcen, stärken wir damit die sichere Versorgung. Und das ist bei Lebensmitteln wichtig – schliesslich sind sie nicht mehr und nicht weniger als Mittel zum Leben.


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