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RedeVeröffentlicht am 20. Juni 2025, aktualisiert am 23. Juni 2025

Jubiläumsfeier 100 Jahre Kraftwerke Oberhasli AG

Innertkirchen, 20.06.2025 — Grusswort von Bundesrat Albert Rösti

Sächs Stube sy im Bärnerhus,
E jedi darf sech zeige,
's het jedi öppis Schöns vorus
U Guets o öppis eige.

Syg's ds Ämmetal,
syg's ds Oberland Syg's dr Oberaargau, ds Mittelland,
Dr Jura, ds Seeland - alli sy
Mi möchti grad ga wohne dry.

U doch isch bsunders usstaffiert
Vo allne Stuben eini;
Eso mit Herrlichkeite ziert
Wie die, isch wäger keini:

I muss halt, seit der Bärnerma,
E Stube für d'Visite ha;
U früntlech füert er d'Gest bir Hand,
Dür d'Stägen uf i-ds Oberland.

So steht es im Gedicht des Grindelwaldner Taldichters, Pfarrer Gottfried Strasser und weiter lesen wir im Buch «Geschichte der Landschaft Hasli» von Kunz und Lerch:

«Nicht erst seit diesem Gedicht, schätzen wir Berner das Oberland als Visitenstube unserer Heimat, in die wir unsere Gäste mit besonderem Stolz führen. Aber es wäre falsch, sich durch das an sich treffliche Bild zu der Vorstellung verleiten zu lassen, das Oberland bilde ein geschlossenes Ganzes. (...) Das Oberland – eine unglaubliche Menge ineinanderlaufender Täler (...), gehalten durch ein Band gemeinsamen Bemühens: das Streben nach Freiheit.»

Sehr geehrte Frau Regierungsrätin Christine Häsler
Sehr geehrter Herr Regierungsrat Christoph Ammann
Sehr geehrte Frau Verwaltungsratspräsidentin Barbara Egger-Jenzer, KWO
Sehr geehrter Herr Verwaltungsratspräsident Roger Baillod, BKW
Sehr geehrter Herr Fischlin, CEO KWO
Sehr geehrter Herr Itschner, CEO BKW

Sehr geehrte Damen und Herren

Ich freue mich sehr, heute mit Ihnen hier im Empfangssalon des Berner Oberlands den 100. Geburtstag der Kraftwerke Oberhasli zu feiern. Er zeichnet sich durch das Streben nach Freiheit aus, wie es im soeben zitierten Buch zum Ausdruck kommt.

Vor 100 Jahren brauchte es einiges an Mut, um ein Grossprojekt wie die Grimsel-Kraftwerke in Angriff zu nehmen.

Schon 1909 hatte sich die BKW eine Konzession für die Wasserkraftnutzung im Oberhasli gesichert – eine Vision, die weit über den damaligen Bedarf hinausging. Schon damals gab es übrigens Bedenken, ob die gewaltigen Bauwerke nicht die Naturschönheiten des Haslitals beeinträchtigen würden.

Mit der Volksabstimmung im April 1925, in der Kanton und Stadt Bern sich für den Kredit zum Bau der Grimselkraftwerke aussprachen, wurde nicht nur ein Infrastrukturprojekt ermöglicht. Es wurde ein wirtschaftliches und soziales Versprechen eingelöst: Jahrzehntelang hatten Menschen aus dem Haslital ihre Heimat verlassen müssen, oft bis nach Amerika. Mit dem Bau der KWO kehrte Arbeit ins Tal zurück – und mit ihr die Perspektive auf eine lebenswerte Zukunft.

100 Jahre später hat die KWO alle Erwartungen erfüllt, die man damals in sie gesetzt hatte:

  • Sie produziert erfolgreich Strom und sucht in der aktuellen grossen Welle der Elektrifizierung nach Möglichkeiten des Ausbaus.
  • Die KWO hat in der Vergangenheit in verschiedenen Bereichen eine Vorreiterrolle eingenommen. So realisierte sie die erste Schwall-Sunk-Sanierung eines grossen Kraftwerks.
  • Sie pflegt den Dialog mit den Umweltverbänden und sie setzt auf eine umfassende Schutz- und Nutzungsplanung.
  • Die KWO richtet ihre Anlagen auf die zukünftigen Anforderungen des schweizerischen Energiesystems aus, in dem es vermehrt Speichermöglichkeiten und Flexibilität brauchen wird.

Heute steht die KWO wieder in einer intensiven Planungsphase, fast wie vor 100 Jahren. Drei der 15 Projekte des Runden Tisches Wasserkraft, nämlich Grimsel, Trift und Oberaar gehören der KWO. Zusammen sollen sie mehr als einen Viertel (519 GWh) der geplanten zusätzlichen Winterproduktion von 2 TWh liefern. Das ist für die Versorgungssicherheit der Schweiz von grosser Bedeutung und ich zähle darauf, dass diese Projekte vorangetrieben und realisiert werden können.

Wenn wir heutige Bilder des Tals mit früheren Aufnahmen vergleichen, stellen wir fest: Es hat sich verändert. Und doch ist vieles gleich geblieben: die Kraft der Natur, der Wille der Menschen, die Schönheit dieser Landschaft – und das Vertrauen, dass hier Grosses möglich ist.

Ich danke allen, die in den letzten 100 Jahren an dieser Erfolgsgeschichte mitgeschrieben haben – von den damaligen Visionären bis zu den heutigen Mitarbeitenden der KWO.

Auf dass auch künftige Generationen mit dem gleichen Respekt auf dieses Werk blicken und sagen können: Wir haben rechtzeitig und richtig gehandelt.

Herzlichen Dank. Und alles Gute, liebe KWO – zum 100. Geburtstag!