Eröffnung Ausstellung zum Thema Medienkompetenz
Luzern, 13.10.2025 — Rede von Bundesrat Albert Rösti
Es gilt das gesprochene Wort.
Sehr geehrte Damen und Herren
Sehr geehrte Medienschaffende
Es ist mir eine Freude und eine Ehre, heute die Ausstellung «Wirklich?! – Fake, Fakt oder Meinung?» zu eröffnen. Mein Dank gilt dem Verkehrshaus der Schweiz und der SRG für diese Initiative – und Ihnen allen, dass Sie hier sind, um gemeinsam ein wichtiges Signal zu setzen. Medienkompetenz – ein zentrales Thema unserer Zeit.
Noch nie in der Geschichte der Menschheit standen uns so viele Informationen so schnell und so leicht zugänglich zur Verfügung wie heute. Das ist eine enorme Chance. Aber es ist auch eine Herausforderung. Die Frage ist nicht mehr: «Habe ich genügend Informationen?» Die Frage ist: «Welche dieser Informationen sind glaubwürdig? Welche führen mich weiter – und welche in die Irre?»
Die Ausstellung greift genau diese Herausforderung auf. Sie will jungen Menschen, aber auch uns Erwachsenen, helfen, den Kompass zu behalten.
Ein persönlicher Rückblick
Als ich in Ihrem Alter war, liebe Schülerinnen und Schüler, gab es Zeitungen, Radio und Fernsehen. Alles andere spielte kaum eine Rolle. Man wusste, wenn man die Zeitung aufschlägt oder die Tagesschau schaut, hat jemand die Informationen geprüft, bevor sie veröffentlicht wurden.
Heute ist das anders. Heute sind Social Media die wichtigste Nachrichtenquelle für viele junge Menschen. Dort aber ist nicht alles geprüft. Es gibt keine Redaktion, die Verantwortung übernimmt. Jeder kann Inhalte posten, Bilder oder Videos teilen – und niemand weiss auf den ersten Blick, ob es echt ist oder nicht.
Die neuen Risiken
Das kann harmlos sein – wenn es um ein witziges Video geht oder um einen gefälschten Fussballtransfer. Aber es kann gefährlich werden, wenn es um Gesundheit, um Politik oder um die eigene Privatsphäre geht.
- Fake News verbreiten sich rasend schnell.
- Deep Fakes, also manipulierte Videos mit Hilfe von künstlicher Intelligenz, sehen heute so echt aus, dass selbst Fachleute zweimal hinschauen müssen.
- Hass im Netz trifft nicht nur Politikerinnen und Politiker. Er trifft Jugendliche, Schülerinnen und Schüler, die beleidigt oder ausgegrenzt werden.
- Und wir wissen: Der ständige Vergleich in sozialen Medien kann belasten. Perfekte Bilder führen dazu, dass man sich selber schlechter fühlt.
Das sind reale Gefahren. Und darum ist es so wichtig, dass wir lernen, Informationen kritisch zu hinterfragen.
Bildung als Schlüssel
Hier kommt die Schule ins Spiel. Medienkompetenz ist heute eine Grundkompetenz, so wichtig wie Lesen, Schreiben oder Rechnen. Wer weiss, wie Informationen entstehen, wie man Quellen prüft und wie Algorithmen funktionieren, ist weniger anfällig für Manipulation.
Darum unterstützt der Bund die Schulen in ihren Bemühungen. Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche schon früh lernen: Nicht alles, was glänzt, ist Gold. Nicht alles, was im Netz steht, ist wahr.
Die Rolle des Journalismus
Genauso wichtig sind starke, unabhängige Medien. Verlässlicher Journalismus ist ein Fundament unserer Demokratie. Wenn es darum geht, Krisen zu verstehen, Wahlen vorzubereiten oder komplexe Themen wie Energie, Umwelt oder Verkehr zu erklären, brauchen wir Medien, die Fakten liefern, die recherchieren, die einordnen.
Darum sage ich klar: Medienförderung ist auch Demokratie-Förderung. Ohne Vertrauen in Informationen gibt es kein Vertrauen in politische Prozesse.
Die Rolle der Politik
Natürlich tragen auch wir in der Politik Verantwortung. Der Bund sorgt dafür, dass Hassbotschaften einfacher gemeldet und bestraft werden können. Wir prüfen, wie Plattformen stärker in die Pflicht genommen werden, wenn sie Falschinformationen verbreiten. Und wir setzen uns international dafür ein, dass die Regulierung von künstlicher Intelligenz so gestaltet ist, dass sie Missbrauch verhindert – ohne Innovation zu ersticken.
Das ist eine Gratwanderung. Aber sie ist nötig. Denn Desinformation ist keine Nebensache. Sie kann Wahlen beeinflussen, sie kann Vertrauen zerstören, sie kann Gesellschaften spalten.
Warum diese Ausstellung wichtig ist
Die Ausstellung, die wir heute eröffnen, tut etwas sehr Kluges: Sie vermittelt Wissen spielerisch. Sie zeigt, wie man Fake News erkennt, wie Algorithmen wirken, warum man nicht jede Nachricht sofort weiterleiten sollte.
Und sie macht deutlich: Verantwortung tragen wir alle. Eltern, die ihre Kinder begleiten. Schulen, die Medienkompetenz vermitteln. Medienhäuser, die auf Qualität setzen. Politik, die Rahmenbedingungen schafft. Und jede und jeder Einzelne, der entscheidet, ob er eine Meldung teilt oder nicht.
Ein Blick in die Zukunft
Wir wissen heute nicht, welche Plattformen es in zehn Jahren geben wird. Vielleicht lachen Sie, liebe Schülerinnen und Schüler, dann über TikTok so wie wir heute über alte Kassettenrekorder. Aber eines bleibt sicher: Wir werden auch in Zukunft Informationen brauchen, auf die wir uns verlassen können. Und wir werden kritisches Denken brauchen, um den Unterschied zu erkennen zwischen Meinung und Fakt, zwischen Fälschung und Wahrheit.
Darum danke ich Ihnen allen, die zu dieser Ausstellung beigetragen haben. Sie leisten einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft.
Ich wünsche der Ausstellung viele neugierige Besucherinnen und Besucher – und vor allem viele junge Menschen, die mit neuen Fragen, aber auch mit mehr Sicherheit nach Hause gehen.
Denn wer kritischer denkt, ist freier. Und wer freier denkt, stärkt unsere Demokratie.