Warum Schiene und Strasse gleich wichtig sind

Bundesrat Albert Rösti spricht im Interview mit den Verkehrsbetrieben Schaffhausen vbhs über seine Verkehrspolitik (#Magazin | 25. Oktober 2023).

Interview: Daniel Preisig, Präsident Verwaltungskommission vbhs


Bundesrat Rösti, wann haben Sie zum letzten Mal den Bus genommen?

Bundesrat Albert Rösti: Auch wenn ich als Bundesrat vor allem mit dem Auto oder Zug unterwegs bin, damit ich während der Reise arbeiten kann, nutze ich, wenn es zeitlich Sinn macht, Bus oder Tram. Da trifft man auch immer viele unterschiedliche Menschen an und kommt hie und da ins Gespräch.

Wie Sie es mehrfach gesagt haben, möchten Sie den öffentlichen und den Individualverkehr nicht gegeneinander ausspielen und beide gleichermassen vorwärtsbringen. Welche Akzente möchten Sie in den nächsten Jahren in Ihrem Departement setzen?

Dass Stadt und Land gleichermassen von guten Verkehrsinfrastrukturen und -angeboten profitieren können, ist mir persönlich ein ganz besonders wichtiges Anliegen. Denn leistungsfähige Infrastrukturen sind wichtig für die Lebensqualität und den Wohlstand in unserem Land. Um die Mobilitätsbedürfnisse auch in Zukunft befriedigen zu können, brauchen wir beides: Ausbauten von Schiene und Strasse. Der Bund investiert regelmässig in verschiedenste ­Verkehrsprojekte zum einen über den Bahninfrastrukturfonds (BIF) und zum anderen über den Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrs-Fonds (NAF).

Schaffhausen ist der nördlichste Kanton der Schweiz und die einzige Kantonshauptstadt nördlich des Rheins. Was ist Ihre Beziehung zur Munotstadt?

Ich kenne Schaffhausen ziemlich gut. Als Parteipräsident war ich viel unterwegs und besuchte regelmässig die verschiedenen Landesteile. Die Grenznähe zu Deutschland und zum grossen Nachbarkanton Zürich sowie die schönen Rebberge und der Rhein mit dem imposanten Rheinfall bilden den besonderen Mix, der diesen Kanton spannend und wichtig macht. Auch zu den Regierungsmitgliedern des Kantons und meinen Parteikollegen aus National- und Ständerat habe ich einen guten Kontakt.

Zusammen mit den Verkehrsbetrieben hat Schaffhausen als erste Schweizer Stadt bereits 2017 entschieden, die Stadtbusflotte vollständig von Diesel auf Elektroantrieb umzustellen. Dabei standen von Anfang an nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund. Der Schaffhauser Elektrobus schont nicht nur die Umwelt, sondern ist langfristig auch günstiger. Wie ist der Blick aus Bern auf das Schaffhauser Elektrobusprojekt?

Der Bund unterstützt auch andere Städte bei der Modernisierung und Elektrifizierung ihrer öV-Flotten, damit die Nutzung fossiler Brennstoffe reduziert wird. Elektrische Busse schonen auch die Kassen der öffentlichen Hand. Zu Beginn sind dafür aber Investitionen nötig, nicht nur in neue Busse, sondern auch in Ladestationen. Daher hilft der Bund mit Beiträgen im Rahmen der Agglomerationsprogramme. Das CO2-Gesetz sieht zudem A-fonds-perdu-Beiträge für die Finanzierung der Mehrkosten bei der Beschaffung von Elektrobussen vor. Und im abgeltungsberechtigten Regionalverkehr können Mehrkosten von Elektrofahrzeugen dem Bund in Rechnung gestellt werden.

Neben der Elektrifizierung des Busverkehrs, welche vom Bund im Rahmen des Agglomerationsprogrammes unterstützt wird, ist das UVEK auch bei einem anderen, strategischen Projekt für Schaffhausen beteiligt: Engpassbeseitigung auf der Nationalstrasse A 4 und Bau eines zweiten Tunnels durch den Fäsenstaub. Wie wichtig ist dieses Projekt zur ­Bewältigung des Verkehrswachstums und zur Erhöhung der Sicherheit?

Das Projekt hat zwei Ziele: Zum einen wollen wir stockenden Verkehr und Stau auf der Autobahn minimieren. So kann der unerwünschte Ausweichverkehr auf dem städtischen Strassennetz verhindert werden. Das schützt die Wohngebiete vor Lärm und schafft Raum für die weitere Förderung des öV sowie des Fuss- und Veloverkehrs. Zum anderen erhöht das Projekt die Sicherheit. Heute wird der zweispurige Fäsenstaubtunnel im Gegenverkehr betrieben. Das entspricht bei dem hohen Verkehrsaufkommen nicht mehr den neuesten Sicherheitsstandards. Mit dem Bau einer zweiten Röhre werden künftig pro Fahrtrichtung getrennt zwei Spuren zur Verfügung stehen. Gefährliche Frontalkollisionen im Fäsenstaubtunnel können damit vermieden werden. Der Bau einer zweiten Röhre hat aber auch noch eine weitere wichtige Funktion: In den kommenden Jahren muss der bestehende Fäsenstaubtunnel umfassend saniert werden. Ohne die zweite Tunnelröhre müsste die Stadttangente über mehrere Jahre für den Verkehr gesperrt werden. Der Verkehr müsste über das regionale Verkehrsnetz umgeleitet werden. Dies hätte erhebliche Folgen für die ganze Region Schaffhausen.

Vielen Dank für die offenen Antworten und gute Fahrt!

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