Raumentwicklung und Mobilität hängen eng zusammen. Die Raumplanung und die daraus resultierenden Siedlungsformen beeinflussen das Verkehrsverhalten. Mit geeigneten Massnahmen kann die Raumentwicklungspolitik die nachhaltige Mobilität fördern.
Die Raumentwicklungspolitik des Bundes, die kantonale Richtplanung und die Nutzungsplanung der Gemeinden beeinflussen - nebst anderen Faktoren - die räumlichen Verhältnisse, insbesondere die Siedlungsstruktur. Damit wirkt die Raumplanung indirekt auch auf das Mobilitätsverhalten der Einwohner ein. Viele Verkehrsprojekte zielen heute nicht (oder nicht nur) auf Reisezeitgewinne oder Kapazitätssteigerungen, sondern auch auf eine bessere Abstimmung von Verkehrs- und Siedlungsentwicklung. Der Aus- oder Umbau des Verkehrssystems soll die bestehende Siedlungsstruktur funktionsfähiger halten und weiterentwickeln.
Kompakte und klar begrenzte Siedlungen reduzieren den Verkehr
Die räumlichen Bedingungen in der Wohngemeinde und die Mobilität von Personen hängen eng zusammen. Höhere Siedlungsdichten sowie Dienstleistungseinrichtungen und Läden in der Nähe der Wohnung helfen beispielsweise, das Verkehrswachstum in Grenzen zu halten. Die Tagesdistanz pro Person und Tag, ein zentraler Indikator für den Verkehrsaufwand, ist jeweils niedriger:
bei höherer Siedlungsdichte in der Wohngemeinde wie auch im Wohnquartier
bei geringerer Distanz der Wohnungen zu Versorgungseinrichtungen wie Läden, Post, Bank, Arzt, Apotheke
bei Bewohnern von Mehrfamilienhäusern
mit zunehmender Grösse der Wohngemeinde
Diese Bedingungen tragen gleichzeitig dazu bei, dass der Besitz eines Personenwagens für die betreffenden Haushalte weniger notwendig ist. So ergeben sich beträchtliche Unterschiede: Personen aus wenig dichten Quartieren am Agglomerationsrand haben bei gleichem sozio-ökonomischen Profil einen mindestens 40 Prozent höheren täglichen Kilometeraufwand als Bewohner verdichteter städtischer Quartiere, die über kurze Distanzen zu wichtigen Infrastruktur- und Dienstleistungseinrichtungen verfügen.
Mobilität lenken durch Raumentwicklung
In Bezug auf die täglich zurückgelegten Distanzen der Bewohner sind markante Unterschiede zwischen den Siedlungstypen feststellbar. Diese Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit von planerischen Ansätzen. Ausgehend vom Raumkonzept Schweiz als Orientierungsrahmen und Entscheidungsgrundlage soll die Siedlungsentwicklung nach innen und eine qualitativ hochwertige bauliche und räumliche Verdichtung gezielt gefördert werden. Das Bevölkerungswachstum soll im urbanen Raum auf kompakte Agglomerationen und im ländlichen Raum auf regionale Zentren gelenkt werden. Dadurch kann auch Mobilität in nachhaltigere Bahnen gelenkt weden.
Agglomerationsprogramme von Kantonen, Städten und Gemeinden
Um die Verkehrssituation in Agglomerationen und Städten zu verbessern und die Verkehrs- und Siedlungsentwicklung gut aufeinander abzustimmen, unterstützt der Bund seit 2008 die Agglomerationsprogramme von Kantonen, Städten und Gemeinden.
Für die nächste Generation ab 2024 schlägt der Bundesrat vor, 32 Programme mit rund 1,6 Milliarden Franken mitzufinanzieren. Ein Schwerpunkt der Projekte liegt beim Ausbau des Fuss- und Veloverkehrs sowie des öV. Weiter soll in Verkehrsdrehscheiben investiert werden, um den Wechsel zwischen verschiedenen Verkehrsträgern zu vereinfachen. Dies hat das Parlament im September 2023 beschlossen.