Kein Lehnstuhl für den 100jährigen
Bern, 03.06.2019 - 100 Jahre SEV Bundesrätin Simonetta Sommaruga, Bern, 3. Juni 2019
(es gilt das gesprochene Wort)
100 Jahre! So vieles ändert sich in einem Jahrhundert.
1919 hätten Ihre Fachleute technische Probleme mit dem Schraubenschlüssel gelöst. Heute mit einem hochmodernen Diagnosegerät. Und ich wäre 1919 nicht hier gestanden. Man hätte mir wohl vielmehr ein warmes Plätzchen zwischen Pfannen und Töpfen eingeräumt.
Was Frau darf und was Mann, das hat sich seither geändert. Etwas jedenfalls. Verändert hat sich auch die Situation des Personals. Etwas. Sie arbeiten beispielsweise weniger lange. Aber nicht weniger engagiert. Und nicht unter weniger Druck.
Wichtige Veränderungen eingeleitet hat der Landesstreik. Es war das Engagement der Eisenbahner, das Zug in die Proteste brachte. Die Macht der Eisenbahner wurde 1918 offensichtlich. Ihr Protest traf die Schweiz am Lebensnerv. 1918 blieben Züge im Depot und Lokomotivführer in ihrer Kaffeepause. Deshalb mussten Arbeiter daheim bleiben - und Politiker kamen zu spät nach Bern an die Session.
Der Streik war innerhalb von 3 Tagen vorbei. Daraus entstanden und geblieben ist jedoch vieles.
So stürmisch wie 1918 ist es nicht mehr. Der Blick in die Annalen Ihres Verbands zeigt aber: Sie waren mit dem Bundesrat eigentlich nie zufrieden. Höchstens mit dem einen etwas weniger unzufrieden als mit dem anderen.
Der frühere SEV-Präsident Robert Bratschi polterte 1969: Trotz jahrzehntelangem Engagement sei man in unserem Lande zu keiner vernünftigen Ordnung im Verkehrswesen gelangt, klagte er.
1997 las uns Ernst Leuenberger – damals noch als Ihr Vizepräsident - die Leviten. In seiner unvergleichlich klaren Art erläuterte er im Sozialbericht, was er von uns erwartet. Und unterstrich es mit Sätzen wie «da liegt der Hund begraben.» «So einfach ist das». Oder schlicht mit «subito!».
Selbstkritisch befand Giorgio Tuti 2011: «Wir haben die Tendenz, vor allem das Negative zu sehen und hervorzuheben.»
Eine wichtige Feststellung. Ich möchte Sie heute ebenfalls ermuntern, das Positive zu sehen.
Es gibt nämlich viel Positives.
- Sie haben die moderne Version des «contrat social»: Stabile und langfristige Arbeitsbeziehungen.
- Sie haben mehr Sicherheit für das Personal erkämpft
- und politische Siege errungen: Denken wir schon nur an die Schwerverkehrsabgabe oder die Alpeninitiative. Sie stand für einen Neustart in der Verkehrspolitik. Jahrzehnte später sind wir noch nicht am Ziel. Deshalb habe ich kürzlich mit einem Massnahmenpaket den nächsten Schritt in der Verlagerungspolitik eingeleitet. Denn:
«Güter gehören auf die Schiene». Diesen Satz von Ernst Leuenberger von 1997 kann ich nur dick unterstreichen. Ernst bleibt mir in bester Erinnerung. Als Mensch mit dem Herz auf dem richtigen Fleck. Und einem breiten Rücken. Ich weiss das, ich sass als Ständerätin hinter ihm. Mit solchen Persönlichkeiten an der Spitze wie er damals oder Giorgio Tuti heute kann man natürlich viel erreichen – wenn auch oft nicht «subito». Vom Landesstreik bis zur Einführung der AHV dauerte es 30 Jahre. Bis zum Frauenstimmrecht sogar über ein halbes Jahrhundert. In der Schweiz geht nun einmal so einiges «piano piano». Auch ich muss mich deswegen immer wieder in Geduld üben. «So einfach» ist es eben oftmals nicht.
Das erleben Sie natürlich selbst in Ihrem unermüdlichen Kampf. Etwa im Kampf für gerechtere Löhne. Wie kürzlich, als sie sich für jene einsetzten, die im Arbeitskittel und mit Wischmop zur Arbeit gehen und nicht im Anzug mit Poschettli. Es ist mir sehr bewusst: Es braucht auch in Ihrer Branche angemessene Löhne. Ganz unten an der Lohnskala, aber auch ganz oben.
Je suis ici aujourd'hui pour vous remercier. Merci à tous les agents de manoeuvre et à toutes les conductrices de bus. Merci au personnel d’accompagnement des trains et aux conseillers en voyage. Merci également au personnel de nettoyage et aux employés des remontées mécaniques. Merci aux capitaines de bateaux à vapeur - et à tous ceux qui nous permettent de voyager chaque jour dans de bonnes conditions. Grâce à vous tous, aucun pendulaire ne risque de perdre sa soirée et aucune politicienne ne risque de rater la session.
Ein anderer 100jähriger hätte von mir früher (als Gemeinderätin) vielleicht einen Lehnstuhl erhalten.
Doch nein, Sie erhalten von der UVEK-Chefin keinen Lehnstuhl. Nichts liegt mir ferner, als Sie zu «verschaukeln».
Ich sage Ihnen einfach Danke. Merci. Grazie.
Da quando i treni circolano regolarmente nella galleria di base del San Gottardo, il Ticino e la Svizzera tedesca sono più vicini. Il 2020 sarà ancora una volta una grande occasione per andare fieri dei trasporti pubblici: celebreremo infatti l’apertura del tunnel del Ceneri e quindi il completamento della NFTA. E non solo: tutta una regione riceverà una rete ferroviaria celere degna del suo nome.
Die NEAT und auch die S-Bahn sind grossartige Belege dafür, wie wichtig uns der öffentliche Verkehr ist. Kontinuierlich wurden über die Jahrzehnte Arbeitsplätze geschaffen. Der Bund hat die Basis dafür gelegt. Darauf werden wir auch künftig weiter aufbauen. Dafür stehe ich ein. Und zwar subito.
Besten Dank Ihnen allen und Gratulation zum Hundertsten!
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