Energie: Studie zur Entwicklung der Stromversorgungssicherheit bis 2040
Bern, 21.12.2022 - Der Bundesrat wurde an seiner Sitzung vom 21. Dezember 2022 über den Bericht «Modellierung der Erzeugungs- und Systemkapazität (System Adequacy) in der Schweiz im Bereich Strom» informiert. Dieser analysiert die Auswirkungen verschiedener Szenarien in der Schweiz und in Europa auf die Stromversorgungssicherheit bis ins Jahr 2040. Die Studie zeigt auf, dass für die Schweizer Versorgungssicherheit drei Dimensionen von zentraler Bedeutung sind: Die Wasserkraft, die Importkapazität und die europäische Gesamtentwicklung. Bei einem guten Zusammenspiel der ersten beiden Dimensionen bleiben auch grössere Versorgungsengpässe auf Schweizer oder europäischer Seite unkritisch.
In System Adequacy-Studien untersucht der Bund regelmässig, wie sich Veränderungen im Strombereich auf die Versorgung auswirken und in welchen Situationen es bei extremen Bedingungen europaweit und in der Schweiz zu Engpässen kommen könnte. Die aktuell vorliegende Studie betrachtet die mittel- und längerfristige Perspektive.
Es zeigt sich, dass die zusätzliche inländische Produktion im Winter die Versorgungssicherheit erheblich verbessert. Dazu hat der Bundesrat bereits verschiedene Massnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen ergriffen. Mit dem «Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien» werden verbindliche und höhere Zubauziele festgelegt und die Förderung der erneuerbaren Energien verlängert und ausgebaut. Insbesondere die Winterproduktion wird verstärkt. Zudem hat das Parlament ein dringliches Gesetz zur Erhöhung der Winterproduktion mittels alpinen PV-Anlagen beschlossen.
Der Bericht zur Entwicklung der Stromversorgungssicherheit zeigt weiter auf, dass die Flexibilität der Schweizer Wasserkraft zentral ist für die Versorgungssicherheit: Sie kann zusätzliche Energie optimal in das System bringen.
Die System Adequacy-Studie ist zudem eine wichtige Grundlage für die Dimensionierung der Reservekraftwerke, wie sie der Bundesrat am 19. Oktober 2022 vorgeschlagen hat. Derzeit ist eine Ausschreibung von Reservekraftwerken mit einer Leistung von bis zu 1’000 MW geplant. Je nach Entwicklung kann dieser Wert später angepasst werden.
Wichtig für die Schweiz bleiben Austauschmöglichkeiten mit dem Ausland. In den kommenden Jahren sollen verschiedene Arbeiten abgeschlossen werden, die sich positiv auf den Erhalt der Austauschkapazitäten auswirken (technischer Vertrag mit der Kapazitätsberechnungsregion CORE, Update der europäischen Guidelines für die Kapazitätsberechnung und das Engpassmanagement CACM, Netzausbau im Ausland). Wesentlich sind zudem die Entwicklung und Geschwindigkeit des Produktionszubaus in der Schweiz und in Europa.
Erkenntnisse aus der Studie
Die Studie zeigt die Bedeutung der vom Bundesrat bereits getroffenen Massnahmen zur Stärkung der Versorgungssicherheit auf. Sie macht gleichzeitig deutlich, dass es entscheidend ist, den Weg konsequent weiter zu verfolgen und Strom effizient einzusetzen. Die Studie zeigt ferner, dass eine Kooperation mit Europa wichtig ist für die Versorgungssicherheit der Schweiz. Die Studie ist im Link zu finden, die weiteren Erkenntnisse kurz zusammengefasst:
- Das europäische Stromversorgungssystem wird mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien zunehmend von den Wetterbedingungen abhängig.
- Ohne Kooperation mit Europa besteht für die Schweiz das Risiko, dass es ab 2030 bei einzelnen Wetterkonstellationen zu Versorgungsengpässen kommen kann, sofern die aktuellen Rahmenbedingungen für den Ausbau nicht angepasst werden. Die Auswirkungen des Bundesgesetzes über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien und des dringlichen Bundesgesetzes über dringliche Massnahmen zur kurzfristigen Bereitstellung einer sicheren Strom-versorgung im Winter sind hier noch nicht berücksichtigt.
- Bei einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Ausbau entstehen hingegen grundsätzlich keine Versorgungsengpässe. Solche drohen nur bei einer sehr starken Elektrifizierung in einzelnen ungünstigen Wetterkonstellationen.
- Rein physikalisch betrachtet kann die Abhängigkeit von den Wetterbedingungen im Jahr 2040 zu einem ungedeckten Stromverbrauch von maximal 250 GWh in der Schweiz kommen. Aus der Marktperspektive betrachtet zeigen sich für die Schweiz allerdings keine Probleme, sofern sie gut in das europäische Gesamtsystem integriert ist.
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