Die Volksinitiative «Zersiedelung stoppen – für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung (Zersiedelungsinitative)» wurde am 10. Februar 2019 abgelehnt. Sie wollte die Gesamtfläche der Bauzonen in der Schweiz einfrieren: Neue Bauzonen hätten nur noch geschaffen werden dürfen, wenn andernorts eine mindestens gleich grosse Fläche als Bauzone aufgehoben worden wäre. Bundesrat und Parlament hatten empfohlen, die Initiative abzulehnen, weil sich die Bautätigkeit mit einem starren, landesweiten Bauzonen-Stopp in bisher verschonte Gebiete verlagert hätte. In Städten mit knappen Wohnraum drohten aufgrund des Bauzonen-Stopps zudem höhere Mieten.
Das folgende Dossier enthält die im Hinblick auf die Abstimmung erarbeiteten Unterlagen und wird nicht mehr aktualisiert (Stand vom 10. Februar 2019).
Um der Zersiedelung entgegenzuwirken, braucht es strenge Regeln. Diese hat das Volk 2013 mit der Revision des Raumplanungsgesetzes aber bereits beschlossen. Dazu gehört, zu grosse Bauzonen zu verkleinern. So lässt sich Landwirtschaftsland zurückgewinnen. Zudem müssen brachliegende oder ungenügend genutzte Flächen in den Bauzonen besser genutzt werden. Die Kantone sind daran, diese Vorgaben umzusetzen – und so für einen besseren Schutz von Natur und Landschaft zu sorgen.
Revidiertes Raumplanungsgesetz: Umsetzung läuft
Beschlossen
- Grösse der Bauzonen darf nur Bedarf für die nächsten 15 Jahre entsprechen.
- Verkleinerung zu grosser Bauzonen.
- Bessere Nutzung bestehender Bauzonen: Schaffung kompakter Siedlungen, Nutzung von Brachen und inneren Reserven.
- Unterbindung der Baulandhortung.
- Besserer Schutz guter landwirtschaftlicher Böden: Einzonung nur unter strengen Voraussetzungen.
Eingeleitet
- Alle 26 kantonalen Richtpläne werden überarbeitet, damit Bauzonen nur noch dem Bedarf für die nächsten 15 Jahre entsprechen.
- Auf Richtplan abgestimmte Anpassung der Nutzungspläne in über 2200 Gemeinden.
- Aus Bauland wird wieder Landwirtschaftsland – dank Rückzonungen.
- Einzonungsstopp ab 1. Mai 2019 für Kantone ohne angepassten Richtplan.
- Bund, Kantone und Gemeinden sorgen dafür, dass hochwertige, kompakte Siedlungen gebaut werden.
Unterwegs (weitere Teilrevisionen)
- Besserer Schutz der besten landwirtschaftlichen Böden (Sachplan FFF).
- Beseitigungspflicht: Abbruch von nicht mehr gebrauchten Gebäuden ausserhalb der Bauzonen (RPG 2).
Was die Initiative will
Video: Das Wichtigste in Kürze
Die Forderungen der Initiative, der Text im Wortlaut und die Argumente des Initiativkomitees
Übersicht über die Massnahmen des Bundes
Argumente des Bundesrates
Der Bundesrat lehnt die Initiative insbesondere aus folgenden Gründen ab:
- Zersiedelung wird bereits wirksam bekämpft: Das Volk hat schon strenge Massnahmen gegen die Zersiedelung beschlossen. Die Kantone und Gemeinden sind daran, diese umzusetzen. Zu grosse Bauzonen müssen verkleinert werden. Die Initiative verkennt dies.
- Initiative verhindert sinnvolle Entwicklung: Die Bauzonenfläche unbefristet einzufrieren, lässt die Bedürfnisse von Bevölkerung und Wirtschaft ausser Acht, ebenso kantonale und regionale Unterschiede.
- Initiative ist ungerecht: Der Bauzonen-Stopp bestraft Kantone und Gemeinden, die zurückhaltend Bauzonen geschaffen haben. Wo Bauland knapp wird, wächst zudem die Gefahr, dass die Wohnungspreise steigen.
- Initiative ist kontraproduktiv: Mit einem starren Bauzonen-Stopp wächst das Risiko, dass sich die Bautätigkeit dorthin verlagert, wo es noch Bauland gibt, selbst wenn dieses an einem abgelegenen Ort ist. Das verstärkt die Zersiedlung.
- Initiative ist zu zentralistisch: Der Bauzonen-Stopp unterläuft den Gestaltungsspielraum der Kantone und Gemeinden. In Aarau ist die Situation anders als in Arosa, Agno oder Aigle. Die Initiative erschwert massgeschneiderte Lösungen.
- Initiative schadet der Landwirtschaft: Bauten wie Gewächshäuser oder Geflügelhallen dürften grösstenteils nicht mehr auf Landwirtschaftsland erstellt werden. Die Bäuerinnen und Bauern müssten dafür in Bauzonen ausweichen, wo der Boden viel teurer ist.
Natur und Landschaft zu schonen, ist wichtig. Bund, Kantone und Gemeinden haben darum schon Massnahmen gegen die Zersiedelung ergriffen. Die Initiative blendet dies aus – und erschwert es mit ihrem starren Bauzonen-Stopp, die Schweiz als Wohn- und Arbeitsort attraktiv zu halten.
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